Jede zehnte Person in der Schweiz kann die Steuern nicht rechtzeitig bezahlen. Steuerschulden sind somit die häufigste Schuldenart in der Schweiz. In Basel wurden nun im Rahmen eines Analyseberichts und einer Studie die genauen Ursachen für Entstehung von Steuerschulden untersucht.
Eine Analysebericht des statistischen Amts Basel-Stadt von 2017 zeigte, dass ein grosser Zusammenhang zwischen Steuerschulden und einer amtlichen Einschätzung bei den Steuern besteht. Bei 70% der amtlichen Einschätzungen kommt es zu einer Betreibung und umgekehrt liegt bei 60% der wegen Steuerschulden Betriebenen eine amtliche Einschätzung vor. Eine kürzlich erschienene Studie widmet sich nun dem Thema, weshalb die Betroffenen im Kanton Basel-Stadt die Steuererklärung nicht eingereicht haben. Grundsätzlich konnte eine Vernachlässigung der administrativen und finanziellen Angelegenheiten festgestellt werden. Dabei wurden drei Ursachenfelder identifiziert:
1) Personen in einer krisendominierten Situation:
Diese Betroffenen haben ihre Steuererklärung bis zu einem bestimmten Lebensereignis jeweils ausgefüllt. Eine persönliche Lebenskrise hat sie dann jedoch aus der Bahn geworfen, wobei Trennungen häufige Auslöser waren. Weitere Gründe sind psychische Probleme oder der Verlust der Arbeitsstelle. Administrative Aufgaben und somit auch das Ausfüllen der Steuererklärung wurden dann oft vernachlässigt.
2) Selbständige:
Rund ein Drittel der Betroffenen war zum Zeitpunkt der amtlichen Einschätzung selbständig erwerbend. Ihnen fehlten jedoch die Kenntnisse, um eine korrekte Buchhaltung zu führen, wodurch auch kein steuerbares Einkommen ermittelt werden konnte. Die amtliche Einschätzung fiel dann gerade bei selbständig Erwerbenden deutlich zu hoch aus. Dies kann die Überforderung weiter verstärken und die Betroffenen lähmen.
3) Überforderung:
Einige Betroffene haben noch nie eine Steuererklärung eingereicht, sie bekunden generell Probleme mit administrativen Tätigkeiten. Mögliche Gründe sind hier unter anderem psychische Belastungen, ein schwieriger Übergang ins Erwachsenenleben oder Suchtprobleme.
Das Nichteinreichen der Steuererklärung kann weitreichende Folgen haben. So fiel gerade bei Selbständigen die Einschätzung viel zu hoch aus, einige Betroffene verloren zudem aufgrund der Einschätzung den Anspruch auf Prämienverbilligung. Diese finanziellen Schwierigkeiten waren in den meisten Fällen auch mit einer starken psychischen Belastung verbunden.
Zwei Drittel der Befragten reichen mittlerweile wieder eine Steuererklärung ein. Häufig geht dies mit einer allgemein verbesserten Lebenssituation einher. Die Betroffenen unterscheiden sich bezüglich ihrer sozialen und strukturellen Integration stark, wodurch es schwierig ist, allgemeine Forderungen abzuleiten. Die Studie zeigt jedoch klar, dass Steuerschulden oft aus einer allgemeinen Überforderung entstehen und keineswegs, weil die Betroffenen die Steuern bewusst nicht bezahlen wollen. Was die Betroffenen brauchen, ist Unterstützung, um ihre Administration und Finanzen wieder in den Griff zu bekommen.
Die ganze Studie kann hier nachgelesen werden: